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Farbkurven, Belichtungsanpasung und Kontraste

In diesem Kapitel spreche ich mehrere Varianten an. Das Problem ist, dass ich momentan keinen einheitlichen Weg in Darktable sehe, um Bilder verschiedener Belichtungen und Situationen gleich zu bearbeiten. Speziell für überbelichtete Bilder, und solche mit hohem initialen Dynamikumfang kann es hilfreich sein, zunächst das Filmic RGB Modul anzuwenden. Dieses wird weiter unten in diesem Artikel beschrieben.

Mein wahrscheinlich am häufigsten benutztes Modul ist die Farbkurve. Durch dieses können Kontraste sehr genau gesteuert werden, im Gegensatz zu einem globalen Kontrastregler. Auf der X-Achse ist die Helligkeit aus dem RAW-Bild aufgetragen, sodass jede Helligkeit, jeder Luminanzwert einem neuen Wert im Ausgangsbild "zugeordnet" werden kann. Eine Ursprungsgerade verändert das Bild somit nicht, eine Flatline wäre ein einheitlicher Grauton.

Ein hoher Kontrast bedeutet ganz salopp gesagt, dass dunkle Stellen noch dunkler und helle Stellen noch heller bearbeitet werden. Aber: wird der Kontrastwert mit einer einzigen Zahl beschrieben, so geht eine sehr wichtige Stellschraube verloren, nämlich der Pivot-Punkt. Das beschreibt den Punkt in dem Helligkeitsverlauf, ab dem Bildpunkte aufgehellt oder verdunkelt werden. Selbst wenn dieser einstellbar ist, lassen sich nicht mehrere Teilkontraste regeln. In manchen Bildbearbeitungstools gibt es noch die "Schatten", "Mitten" und "Spitzlichter"-Regler. Mit diesen ist zwar eine etwas feingranularere Regelung der Helligkeitswerte möglich als mit einem globalen Kontrastregler, das später gezeigte Bild würde jedoch nie so erreicht werden.

In der Abbildung rechts ist schon ein Helligkeitsverlauf gezeichnet, der von dem linearen Verlauf aus dem RAW Bild deutlich abweicht. Es wurde jedoch nicht pauschal alles ab 50% Helligkeit im RAW pauschal weiter aufgehellt, sondern gerade im dunkleren Bereich des Bildes stärker aufgehellt. Das ist ersichtlich als starker Anstieg der Kurve bei geringen X-Werten im Graph.

Es ist deutlich zu erkennen, dass ab ca. 30% Helligkeit in den Rohdaten nur noch ein geringer Anstieg vorliegt, d.h. ab hier ist nur noch sehr wenig Kontrast und eine starke "Kompression" von Helligkeitswerten zu verzeichnen.

Die oben gezeigte Farbkurve verändert das Bild wie folgt:

Das Bild wurde absichtlich so belichtet, dass die hellen Stellen am Himmel nicht ausbrennen, um hinterher die maximale Freiheit in der Bearbeitung zu bewahren. Der sehr steile Anstieg im Bereich von 25% der X-Achse bewirkt hier einen sehr guten Kontrast hinsichtlich der Inschrift auf der Säule. Gleichzeitig verhindert das starke Abflachen der Kurve Richtung hoher Luminanzen ein Ausbrennen des Himmels. Diese Kompression ermöglicht es, sowohl sehr dunkle, als auch sehr helle Teile im Bild darzustellen, ohne auf Bildtechniken wie HDR zurückgreifen zu müssen. Dies ist vor allem möglich, weil der Dynamikumfang des Sensors mit knapp über 13 Blendenstufen sehr hoch ist.

Grundsätzlich gilt: Die Belichtung so wählen, dass helle Bildteile nicht ausbrennen, denn Schatten lassen sich in der Regel sehr gut wiederherstellen.

Die Option "erhalte Farben"

Das Farbkurve-Modul hat neben dem Graphen selbst noch drei Einstellmöglichkeiten, eine davon ist "erhalte Farben". In dem vorliegenden Fall wurde diese auf "keine" gesetzt, der Standard ist jedoch "mittleres RGB". Zum Vergleich ist nun das Bild lmit der Option "mittleres RGB" und keiner Farberhaltung dargestellt:

keine Farberhaltung

mittleres RGB

Die Farben der Säule sind im linken Bild deutlich ausgewaschener, im rechten Bild fast schon übersättigt. Dieser Effekt tritt erfahrungsgemäß immer dann besonders stark auf, wenn die dunklen Bildteile sehr stark aufgehellt werden. Je nach gewünschtem Stil kann dies mit dieser Option von Anfang an in großem Maße beeinflusst werden.

Werden kräftige Farben gewünscht, sollte die Farberhaltung auf "keine" gesetzt, und anschließend eventuell in der Sättigung gegengesteuert werden. Die ausgewaschenen Farben bei der Einstellung "mittleres RGB" lassen sich tendenziell nur sehr schlecht wiederherstellen.

Der "Skalierungsfaktor"

Der Skalierungsfaktor eignet sich bestens, um die Farbkurve für dunkle Bildteile optimal zu justieren. Im folgenden ist die gleiche Farbkurve bei unterschiedlichem Skalierungsfaktor dargestellt:

Kombination mit der Basiskurve: Verhindern von ausgebrannten Stellen

Bei sehr starker Anhebung dunkler Stellen und großen Kontrasten kann es sein, dass feine Strukturen (speziell Äste gegen hellen Himmel) ausbrennen. Dies lässt sich nur durch eine zweistufige Anpassung der Farbwerte umgehen. Zunächst muss eine grundlegende Voranpassung durch die Basiskurve vorgenommen werden. Die Voreinstellungen der Basiskurve sind meist zu kontrastreich, es reicht zunächst, grob die gewünschten Belichtungsverhältnisse einzustellen. Danach können in der Farbkurve feinere Anpassungen an den dunklen Bereichen vorgenommen werden.

Besonders wichtig ist hierbei, dass auch in der Basiskurve in der Farberhaltung "keine" ausgewählt ist.

Spitzlichtrekonstruktion: Filmic RGB

Das Modul Filmic RGB eignet sich, um Bilder mit hohem Dynamikumfang so zu "komprimieren", dass die gewünschte Belichtung im Output ohne Ausbrennen erreicht wird. Speziell bei überbelichteten Aufnahmen ist Filmic RGB ein sehr hilfreiches Modul.

Auch hier müssen einige Einstellungen vorab vorgenommen werden, um die Sättigung in den Farben nicht zu verlieren. Unter "Optionen" habe ich die Farbbehandlung auf "v5 (2021)" gestellt, und die Chrominanz-Erhalten Option durch die Einstellung "keine" deaktiviert.

Jetzt lassen sich die weiß-relative und schwarz-relative Belichtung im Reiter "Aufnahme" anpassen. Diese beiden Werte sind in der Regel auch die einzigen, die angepasst werden müssen. Insgesamt ist die Bearbeitung wesentlich komplexer als die Farbkurve alleine. Gegegbenenfalls müssen die Module separat nachjustiert werden.

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